Fledermausexkursion Schöllbronn

Fledermaus-Abend in Schöllbronn am 19. Mai 2022

Erst um 20:45 Uhr, bei Einbruch der Dämmerung, trafen sich Fledermaus-Interessierte am Friedhof von Schöllbronn zu einem fledermauskundlichen Abendspaziergang unter Leitung von Diplom-Biologin und Fledermaus-Expertin Insa Wagner-Aldag. Eingeladen und auch vertreten waren, neben Mitliedern des BUND-Ortsverbands, der Verein für Naturerhaltung und Heimatpflege, der Naturheilverein sowie der Obst- und Gartenbau-Verein jeweils aus Schöllbronn.

Unsere Referentin, die sich seit Jahren zunächst im Studium, dann für ihre Doktorarbeit und nun beruflich intensiv mit Fledermäusen beschäftigt, gab eine informative Einführung in die spannende Welt der Fledermäuse. Die Artengruppe der Fledermäuse gehört zu den Säugetieren. Weltweit gibt es rund 1.000 Fledermausarten, rund 40 leben in Europa, 25 davon auch in Deutschland. Neben insektenfressenden Arten gibt es in den Tropen auch Fledermausarten, die sich von Früchten ernähren, einige wenige auch von Blut schlafender Tiere. Gemeinsam mit den Flughunden sind es die einzigen Säugetiere die fliegen können.

Die Tour führte uns zunächst zum ehemaligen, unter Denkmalschutz stehenden, Trinkwasserhochbehälter, den wir zur Erkundung seiner Eignung als Fledermausquartier auch von innen besichtigen konnten. Spuren der Nutzung durch Fledermäuse (z.B. Kot) fanden sich leider nicht. Nach Bewertung der Expertin ist der Trinkwasserhochbehälter jedoch prinzipiell als Quartier für Fledermäuse geeignet, für die Artengruppe nutzbare Einflugöffnungen sind bereits vorhanden. Dass die Gehölze um den Hochbehälter im letzten Winter stark zurück geschnitten wurden, verbessert die Einflugmöglichkeiten deutlich. Zur Bereitstellung geeigneter Hangplätze für Fledermäuse könnten an der Decke Hohlblocksteine o.ä. angebracht werden. Eine mögliche Nutzung als Winterquartier könnte durch das Aufstellen von Wannen mit Wasser gefördert werden, um eine stets hohe Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten, wodurch der Feuchtigkeitsverlust durch das Atmen der Tiere minimiert wird. In der Sommerzeit ist denkbar, das Einzeltiere (vorwiegend Männchen) hier „übertagen“. Zur Nutzung als Wochenstube (Gruppe von Weibchen mit ihren Jungtieren) ist es im Trinkwasserhochbehälter nach Bewertung der Expertin aber vermutlich zu kalt.

Inwiefern bzw. durch wen die möglichen Verbesserungen der Quartiermöglichkeiten für Fledermäuse durchgeführt werden, wird der BUND-Ortsverband mit dem Umweltkoordinator der Stadt Ettlingen Hr. Zapf abstimmen.

Im weiteren Verlauf des Spaziergangs durch die Wiesenlandschaft in Waldnähe konnten wir verfolgen, wie mit sogenannten Bat-Detektoren die Ultraschalllaute vorbeifliegender Fledermäuse für das menschliche Ohr hörbar gemacht werden. Die Echoortung nutzen die Fledermäuse zur Orientierung sowie zur Jagd auf Insekten. Dabei erbeuten manche Fledermausarten rund 1.000 Mücken jede Nacht. Die Fledermausart Großes Mausohr, die oft in Kirchtürmen oder Dachstühlen „übertagt“ und in Wald- und Wiesenlandschaften jagt, erbeutet Laufkäfer indem sie am Baum hängend deren Laufgeräuschen lauscht, auf den Boden fliegt und die Käfer oft laufend erbeutet.

Aufgrund eines aufziehenden Gewitters waren nur wenige Fledermäuse unterwegs. Im Umfeld des Friedhofs und an Straßenlaternen konnten wir einige Zwergfledermäuse, die kleinste Fledermausart in Deutschland, beobachten. Den in großer Höhe jagenden Großen Abendsegler konnten wir mit dem Bat-Detektor hören. Die hohe Insektendichte an Straßenlaternen nutzen einige Fledermausarten zur Jagd. Viele Fledermausarten meiden jedoch das künstliche Licht und jagen, vom Menschen zumeist unbemerkt, in der Dunkelheit.

Viele Fakten über die nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie der EU streng geschützten Fledermäuse wurden erst in den vergangenen Jahren erforscht. Einige Fledermäuse legen große Strecken von mehreren hundert Kilometern zwischen Winter- und Sommerquartier zurück. Fledermäuse haben nur wenige natürliche Feinde, z.B. Eulen. Der Mensch macht ihnen jedoch das Leben mitunter schwer. So gibt es zahlreiche Verkehrsopfer an Straßen und neuerdings auch an Windkraftanlagen. Da Fledermausweibchen zumeist nur ein Junges pro Jahr bekommen, können diese Gefahren schnell zu einer Gefährdung der Population führen. Für Windkraftanlagen gibt es mittlerweile geeignete Methoden, das Tötungsrisiko signifikant zu senken.

Wir erlebten einen informativen Abend zum Thema Fledermäuse. Unsere Referentin wusste zu jeder Frage eine fachkundige Antwort.